Und die Moral von der Geschicht’
Wilhelm Busch und die Folgen

Ausstellungsdauer: 4. Mai bis 3. August
Öffnungszeiten: Di/Mi 9–17, Do 9–13 und 17–20, Fr 9–13, Sa/So 11–17 Uhr – Sonderöffnungszeiten 22. bis 25. Mai: Do/Fr/Sa 11–20, So 11–18 Uhr
Ausstellungseröffnung: Sonntag, 4. Mai, 11 Uhr
Stadtmuseum Erlangen

Das Erlanger Stadtmuseum erinnert mit einer Doppelausstellung an Wilhelm Busch, der vor 100 Jahren starb. Die erste, umfangreichere Schau würdigt Busch in rund 250 Exponaten – größter Leihgeber mit allein 100 Objekten ist das Wilhelm-Busch-Museum Hannover – als künstlerisches Multitalent, vor allem aber als genialen Innovator der Bildergeschichte. Die zweite schlägt eine Brücke in die Gegenwart und stellt namhafte deutsche Comic-Künstler vor, die neun klassische Geschichten Buschs neu adaptiert haben – als Hommage an den Pionier ihrer Kunst. Die erste Präsentation umreißt zur Einleitung Buschs Lebensweg, seine Zeit und die Gesamtheit seines Multitalents. Busch wird als Maler und Grafiker, als Erzähler und Lyriker vorgestellt: künstlerische Felder, auf denen er sich auf jeweils ebenbürtigem Niveau bewegte – sein Leben lang. Ins Zentrum rückt dann gleichwohl jenes Œuvre, das Busch zwischen 1859 und 1884 schuf: sein Bildergeschichtenwerk. Gerade einmal ein Vierteljahrhundert – und nur ein Drittel seiner eigenen Lebenszeit – verstrich, bis Busch aus den populären satirischen Bild-Text-Gattungen des mittleren 19. Jahrhunderts eine vollkommen neue Kunstform entwickelt hatte. Die Schau zeichnet diesen Prozess zunächst chronologisch nach: In Frühwerk, Reifezeit und Spätwerk unterteilt, führt sie von Buschs Anfängen als Illustrator und Witze-Zeichner für verschiedene Münchner Satireblätter über seinen Durchbruch mit „Max und Moritz” und der „Frommen Helene” bis hin zum Spätwerk, mit dem sich Busch aus dem Reich der Bildergeschichte zurückzog. Oft und gerne adelt man Wilhelm Busch als einen Pionier – manche sagen auch: einen Vater – des modernen Comics. Doch was genau rechtfertigt diese Bezeichnungen für einen Autor, der immerhin ja noch gar keine Sprechblasen verwendet, sondern in bild-externen Versen dichtet? Thematische Vertiefungs-Blöcke der Ausstellung geben konkrete Beispiele dafür, wie Busch die alten Konventionen der Bilderbogen-Geschichte hinter sich lässt. Er lädt seine Bilder und Bildverläufe mit zeitlicher und räumlicher Dynamik auf, er abstrahiert bis auf das narrativ Allernotwendigste, er revolutioniert die cartoonistische Darstellung von Figuren. Vor allem aber verquickt er Text und Bild in neuartigen Wechselbeziehungen, die so variantenreich wie unauflöslich sind: Text und Bild erzählen nicht mehr den ungefähr gleichen Inhalt separat nebeneinander her, sondern wechseln einander ab – und oft genug stellt sich die eine Zeichensprache quer zur anderen und untergräbt deren Aussagen aufs Witzigste. Der Bildergeschichten-Schwerpunkt der Schau – in dem zahlreiche Originalskizzen in Bleistift und Tusche sowie ein Bild-Druckstock und viele historische Buchausgaben zu sehen sind – wird ein- und ausgeleitet durch Seitenblicke auf die Bildergeschichte vor und nach Busch. Seltene US-amerikanische Zeitungsseiten aus den Jahren nach 1900 etwa machen deutlich, wie die beiden populärsten Kinder-Figuren des Wiedensahlers den Weg in die Neue Welt und in eine neue Sprache fanden: Als „Katzenjammer Kids”, aber auch (in deutschsprachigen US-Blättern) unter ihren Originalnamen äußern sich Max und Moritz noch zu Buschs Lebzeiten in Sprechblasen. Der zweite Teil der Ausstellung zeigt Hommage-Arbeiten prominenter Comic-Zeichner und -Zeichnerinnen unserer Tage, die ausgewählte Geschichten von Wilhelm Busch neu erzählen: Ralf König etwa lässt „Max und Moritz” in der Jetztzeit pubertieren. Laska unterlegen „Plisch und Plum” mit neuen Bildern, Ulf S. Graupner nimmt sich der „Entführung aus dem Serail” an. Volker Reiche variiert „Das Pusterohr”, das Manga-Team „DuO” die Geschichte von den beiden Enten und dem Frosch. Flix nimmt sich die „Fromme Helene” vor, Martin tom Dieck spielt mit dem „Maler Klecksel”,Ulf K. und Martin Baltscheit spielen auf „Hans Huckebein” an und Anike Hage lässt „Die feindlichen Nachbarn” aufeinanderprallen. Das jeweilige Busch-Originalwerk hängt daneben, so dass Zusammenschau und Vergleich möglich werden. Dieser Teil der Ausstellung entstand im Jahr 2007 anlässlich des 175. Geburtstags von Wilhelm Busch unter dem Titel „Wilhelm Busch und die Folgen” für das Wilhelm-Busch-Museum Hannover („Wilhelm Busch und die Folgen”, Ehapa Comic Collection).
Clemens Heydenreich

Eine Ausstellung des Stadtmuseums Erlangen in Zusammenarbeit mit dem Wilhelm-Busch-Museum Hannover und dem Internationalen Comic-Salon Erlangen.

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externer Link www.erlangen.de/stadtmuseum

 
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