Manhua – Comic im China von heute
Benjamin, Eliparvic Xie, Han Feng, Han Qing, Ji Di, Li Li Ming, Lin Chen, Ma Yi, Mu Feng Chun, Nie Chongrui, Pocket Chocolate, Rain, Song Yang, Xia Da, Yao Fei La, Zhang Lei und Zhu Le Tao

Ausstellungsdauer: 22. bis 25. Mai
Öffnungszeiten: Do 12–19, Fr/Sa 10–19, So 10–18 Uhr
Kongresszentrum Heinrich-Lades-Halle

Sie nennen sich Benjamin, Pocket Chocolate oder Rain. Sie inszenieren nicht nur ihre Comic-Geschichten, sie inszenieren auch ihr eigenes Leben. Ihre Weblogs lassen etwas vom Lebensgefühl einer Generation junger urbaner Chinesen erahnen – hin- und hergerissen im Spannungsfeld zwischen westlicher Moderne und Jahrhunderte alter Tradition, zwischen Freiheitsdrang und totalitärem Regime, zwischen Kunst und Kommerzialisierung. Ihre Zeichnungen ähneln dem japanischen Manga, europäische, amerikanische und traditionell chinesische Einflüsse sorgen dennoch für individuelle und faszinierende Stile.
Die beiden vereinfachten chinesischen Schriftzeichen für „Manhua“ sind dieselben, die in Japan für „Manga“ benutzt werden und bedeuten im Wesentlichen „humorvoll“ (man) und „Zeichnungen“ (hua). Moderner Manhua ist natürlich genauso wenig nur humorvoll, wie der Comic auf der ganzen Welt. Auch wenn China auf eine große Tradition der Bilderzählung zurückblicken kann, ist der Comic im engeren Sinn jedoch ein junges Phänomen. Die Situation der Zeichner im modernen China ist vielleicht mit der Situation im Deutschland der 80er-Jahre zu vergleichen. Im Verhältnis zur Größe des Landes ist die Szene klein und sind die Auflagen niedrig. Die Sprache des „Manhua“ hat jedoch ein ungeheures Potenzial, Brücken zwischen Kulturen zu schlagen, die Geschichte, Legenden, Phantasien und das alltägliche Leben von Chinesen heute einem großen Publikum zugänglich zu machen. Und, die wirtschaftliche Entwicklung Chinas der letzten zehn Jahre hat gezeigt, wie rasant sich die Veränderungen im Reich der Mitte vollziehen.
Der Internationale Comic-Salon Erlangen wagt die erste große Ausstellung über den modernen chinesischen Comic in Deutschland. Sie ist bewusst ohne Einbeziehung offizieller Kulturbehörden – sei es in Deutschland oder in China – vorbereitet und organisiert worden. Der Kurator Paul Derouet hat im Zuge von zwei China-Reisen persönliche Kontakte zu Zeichnern und Zeichenstudios geknüpft und die Künstler für Erlangen ausgewählt. Im Großen Saal der Heinrich-Lades-Halle werden Arbeiten von siebzehn aktuellen Manhua-Künstlern gezeigt und vielleicht ein Blick in die Zukunft der grafischen Literatur geworfen. Bis heute ist mit Pocket Chocolate zwar erst ein chinesischer Comic-Zeichner mit einer aktuellen Serie auf dem deutschen Markt vertreten – mit „Remember“ erscheint in Deutschland zum Salon die erste Geschichte von Benjamin, dem „Popstar“ unter den chinesischen Comic-Zeichnern – bald könnten die Manhuas aus China aber an die weltweiten Erfolge des japanischen Manga anknüpfen. In Frankreich – in Sachen grafischer Literatur ja schon immer Vorreiter – verlegt der französische, auf China-Comics spezialisierte Verlag Xiao Pan bereits zahlreiche chinesische Manhuas, Casterman und die Edition Soleil legen nun nach. Aber auch was die Arbeitsweisen der Künstler anbelangt, könnte die Ausstellung in Erlangen ein Blick in die Zukunft sein. Stift und Papier haben bei vielen der jungen Chinesen vollkommen ausgedient. Neben Originalen und Vorzeichnungen werden in der Ausstellung dementsprechend auch zahlreiche rein digitale Arbeiten zu sehen sein. Von der Virtuosität, mit der hier Maus und Grafik-Tablett eingesetzt werden, kann sich jeder live überzeugen. Mitten in der Ausstellung wird ein Atelier aufgebaut sein, in dem sich die chinesischen Gäste abwechselnd bei der Arbeit über die Schulter schauen lassen.

Kongresszentrum Heinrich-Lades-Halle Erlangen, Großer Saal – 22. bis 25. Mai

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